Namiba 08/2012, Rundreise als Selbstfahrer
Abreise – wohin wohl? Nach Afrika. Doch diesmal ging es nach Namibia. Bereits am Flughafen übernehmen wir unseren Mietwagen, einen Nissan X-Trail. Es war mittlerweile dunkel geworden. Unser Flug hatte mehr als 12 Stunden Verspätung und wir konnten natürlich nur bis Windhoek fahren, um dort unplanmäßig in einem Hotel zu übernachten.
Ausgeruht starten wir am frühen Morgen mit unserer Rundreise nach Süden in die Kalahari. Wunderschöne rote Sanddünen, die mit Buschmanngras bewachsen sind, prägen die Landschaft. Hier leben die San, das wohl älteste Volk Namibias. Wir lernten viel über deren Bräuche und wie sie heute noch im Einklang mit der Natur leben. Weiter geht es nach Westen. Unser Ziel ist die Hammerstein Lodge. Schon lange fahren wir auf Gravelroads. Diese Schotterpisten machen den größten Teil Namibias Straßennetz aus. Nach 6 Stunden Fahrt kommen wir endlich dort an. Abends sitzen wir gemeinsam mit Anderen am Kamin und lassen den Tag revue passieren. Besonders interessant war es, mit der Leopardin Lisa auf Tuchfühlung zu gehen und mit den Geparden und Karakalen zusammen im Gehege gewesen zu sein. Eine Oryx-Antilope streckte uns ihre langen Hörner entgegen. Der Pool lädt zwar zum Baden ein, doch es ist zu kalt. Deshalb gibt es um diese Zeit, im afrikanischen Winter, eine Wärmflasche für das Bett.
Die Namib gehört zu den trockensten Gebieten der Erde. Wir brechen zeitig auf, um Sossusvlei noch in der Morgendämmerung zu erreichen. Sobald die Morgensonne über den höchsten Sandbergen der Welt aufgeht, erscheinen diese feuerrot, andere aprikotfarben oder ockergelb. Wenn sich der Morgennebel verzogen hat, erstrahlt ein stahlblauer Himmel über uns. Immer wieder stehen einsam vertrocknete, bis zu 800 Jahre alte, Kameldornbäume im schimmernden Silbergras. Unterwegs begegnen wir Oryx-Antilopen und Springböcken, die uns neugierig mustern. Uns bleibt jedoch wenig Zeit, um eine der hohen Dünen im Vlei zu erklimmen. Es wartete der beschwerlichste Streckenabschnitt auf uns. Es ging über Solitaire und über das Naukluftgebirge nach Nordwesten. In der Abenddämmerung erreichen wir endlich unser Ziel. Swakopmund ist wie ein kleines Stückchen Deutschland am Rande der Wüste. Viele noch aus der Kolonialzeit stammende Straßennamen, Bäckereien mit Schwarzwälder Kirschtorte im Angebot und nicht zuletzt die Architektur sind Zeugnisse der Geschichte. Weiter nordwestlich liegt das Kaokoveld. In diesem unwirtlichen Gebiet leben die Himba. Ein Nomadenvolk, das hauptsächlich Schafe, Ziegen und Rinder hält. Die noch ca. 5000 Himba in Namibia konnten ihre ursprüngliche Lebensweise bisher weitestgehend bewahren. Die Traditionen werden an der Kleidung, dem Schmuck und der Haartracht sichtbar. Aus Tierfett und zerstoßenem ockerfarbenem Roteisenstein wird eine Creme hergestellt und der ganze Körper damit eingesalbt. Dadurch erhält dieser eine glänzend braune Farbe und schützt so vor Sonnenbrand und Moskitos. Die runden Hütten bauen sie aus gestampftem Lehm und Kuhdung. Die Frauen sitzen davor und fädeln Ketten, kümmern sich um die Kinder und melken die Kühe, während die Männer draußen das Vieh hüten.
Der Etoscha Nationalpark gehört zu den größten Tierreservaten der Erde. Für uns ist es das nördlichste Ziel der Reise. Man nennt Etoscha auch den „Platz des trockenen weißen Wassers“. Der größte Teil ist nicht zugänglich, da er aus einer riesigen Fläche aus Ton und Salz besteht. Um diese Salzpfannen herum wurden im Laufe der Jahre zahlreiche Wasserlöcher angelegt. An diesen Waserstellen ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, großen Tierherden zu begegnen. Es ist interessant, dass zuerst die Elefanten ein ausgiebiges Bad nehmen. Wenn sie dann weitergezogen sind, kommen der Reihe nach die Oryx-Antilopen, Gnus, Kudus Steppenzebras, Springböcke und Thomson-Gazellen zum Trinken an die Reihe. Mit ein wenig Glück kann man natürlich auch Löwen, Geparden und Leoparden beobachten. Ab und zu kommt ein Nashorn aus den Büschen herausgetrottet. Unsere Unterkunft, das gemütlichen Etoscha Village Camp, liegt nur 3 km vom Anderson Gate entfernt. Ein idealer Ausgangspunkt, um 2 Tage lang ausgiebige Pirschfahrten im Park zu unternehmen.
Unser nächstes Ziel, die Okonjima Lodge, ist auch Heimat der AfriCat Foundation. Diese gemeinnützige Organisation hat sich den Schutz bedrohter Wildkatzen zur Aufgabe gemacht. Wir erhielten Einblick in diese Arbeit und konnten die Geparden und Leoparden aus nächster Nähe beobachten. Die Tiere leben dort auf riesigen Flächen und jagen teilweise die Impalas, auch mal einen Pavian, noch selbst. Viele werden so auf eine Auswilderung vorbereitet.
Östlich von Otjiwarongo, am Fuße des Waterberg Plateau Parks, verbringen wir eine weitere Nacht auf der Waterberg Guest Farm. Idyllisch und zentral gelegen, um den Gamedrive mit einem Besuch des Cheetah Conservation Fund (CCF) zu verbinden. Wir fahren über privates Farmland. Dabei erzählt uns unser Guide über die Viehzucht und die Lebensweise der Farmer in Namibia. Den Rückweg nehmen wir über die sogenannte „Little Serengeti“. Dabei handelt es sich um eine der größten zusammenhängenden offenen Savannenlandschaften Nord-Zentral-Namibias. Im Hintergrund wird das majestätische Waterberg Plateau von der untergehenden Sonne angestrahlt und leuchtet in schönem rötlichbraunem Ton.
Omaruru befindet sich 1214 m hoch im den Erongogebirge. Etwa 20 km nördlich an der C33 liegt die Epako Game Lodge, eingebettet in diese wunderschöne Landschaft. Hier sind überall Felsmalereien der Ureinwohner zu finden. Mit Ernst, unserem Guide, machten wir uns auf den Weg, um einige davon zu entdecken. In der Lodge wohnt die Hausgiraffe Oskar. Neugierig steckte sie ihren langen Hals in die Jeeps. Gegen ein wenig Trockenfutter konnte man sie sogar streichelte. Von der Veranda der Lodge aus konnte man direkt auf das tiefer gelegene Wasserloch blicken. Dort versammelten sich um die Futterstelle täglich bis zu 4 Weiße Nashörner. Eine idyllische Lodge mit Pool und schönem Ambiente zum Relaxen. Erindi, „Der Ort des Wassers“ in der Sprache der Herero. Die Lodge liegt fast 2000 Meter hoch in den Bergen der Omatako Mountains. Hier können wir die Ruhe in vollen Zügen genießen. Hier gibt es noch viel unberührte Natur, umgerahmt von wunderschönen Bergketten. In diesem 71.000 Hektar großem Wildschutzgebiet leben etwa 12.000 Tiere. Am riesigen Wasserloch geben sich Elefanten mit Nashörnern, Gnus, Kudus, Zebras, Giraffen und vielen anderen Buschbewohnern ein Stelldichein. Immer wieder kommen neue Tiere getrottet, um ihren Durst zu stillen. An den sandigen Ufern liegen faul viele Flusspferde und Krokodile. Gnus suhlen sich im Schlamm. Grau- und Löffelreiher schnappen den einen oder anderen Fisch. Zebramangusten sind neugierig, was dort unten im Wasser geschieht. Ein Rudel Afrikanische Wildhunde stört für kurze Zeit diese Ruhe. Wir sitzen auf der offenen Veranda bis weit nach Sonnenuntergang und lassen die seltsamen Geräusche des Busches auf uns wirken.
Unsere Reise ging weiter in Richtung Südwesten über den Kupferbergpass bis zur Amani Lodge. Sie befindet sich auf einer Höhe von 2150 Metern und ist nur 25 km von Windhoek entfernt. Von hier aus hat man einen Panoramablick auf die Berge. Acht einzeln stehende Charlets gehören zur Lodge. Hier pfeift uns der Wind gewaltig um die Ohren.
Wir nehmen an der „Big Cats Experience“ teil. Mit einem uralten Unimog, einem umgebauten Mercedes Gelände-LKW, fuhren wir so steile, schmale und steinige Wege bergauf und – ab, dass man meinte umzukippen. Es ging zur Fütterung von 4 Geparden und im Anschluss zu zwei prachtvollen Kalahari Löwen. Die Beobachtungs-plattform wurde extra so gebaut, dass die Abendsonne im Rücken stand. Geniale Lichtverhältnisse für traumhafte Fotos. Mit den Geparden, die in der Lodge lebten, war es möglich, direkten Kontakt zu haben. Ein Sundowner mit Sekt und Häppchen und Französische Küche zum Dinner rundeten auf Amani das Erlebnis ab. Wieder kurz nordwärts, dann 18 km westlich auf Schotterpisten fahren wir zur Düsternbrook Guest Farm. Sie ist die älteste dieser Art in Namibia. Hier entschieden wir uns für die Unterkunft in einem der geräumigen Zelte direkt am Ufer eines kleinen Flusslaufs. Wir bleiben 2 Tage. Düsternbrook ist bekannt für ausgezeichnete Leopardenbeobachtungen. Diese leben, wie die meisten Raub-katzen in Namibia, auf geschütztem Farmgeländen. Ebenso haben einige Geparden hier ein Zuhause gefunden. Für uns stand die Leopardenbeobachtung an erster Stelle. Die faszinierende Raub-katze zeigte uns beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit sie sich auf einem Baum bewegen kann. Abends sitzen wir gemeinsam mit anderen Gästen und der Farmerfamilie zusammen, um über die Erlebnisse der Reise zu erzählen. Wir erfahren viel über das heutige Leben in Namibia, das nicht immer einfach ist. Noch heute bewirtschaften die dort lebenden deutschstämmigen Nachfahren einstiger kolonialer Siedler diese Farm.
Nun verabschieden wir uns auf der Okambara Elephant Lode von Namibia. Dazu fahren wir noch einmal nach Osten. Etwa 100 km vom Flughafen entfernt, am Rand der Kalahari befindet sich die Farm der Familie Schmidt, die sich hier vor 10 Jahren ihren Traum von Afrika erfüllt hat. Direkt auf dem privaten Wildlife Resort leben zahlreiche Geparden, der Leopard Lulu, 2 Caracale und auch Pfauen. Besonderer Höhepunkt sind die Elefanten, die man hier auf 10.000 ha Fläche angesiedelt hat, ebenso wie Nashörner und die seltenen Weißschwanzgnus. Man spricht wegen der 2500 Tiere, die hier leben, schon von „Klein-Etoscha“. Die schönen Rondavels sind im afrikanischen Stil eingerichtet, groß und gemütlich. Es gibt einen Swimmingpool zum Relaxen. Wobei die Temperaturen des Wassers um diese Jahreszeit eher an Eisbaden erinnert! Zum Dinner in gemütlicher, familiärer Runde mit den Gastgebern gibt es typisch namibisches Essen. Später lassen sich die nachtaktiven Stachelschweine blicken, um Gemüse- und Obstreste zu futtern. Nach 3247 km sind wir am Ende unserer wunderschönen Reise quer durch Namibia angelangt. Wir sind verzaubert von diesem einzigartigen Land, begeistert von seinem Facettenreichtum, begeistert von Mondlandschaften und bizarren Gesteinsforma-tionen, den endlosen Wüsten mit den gewaltigen Dünen. Besonders die Raubkatzen haben wir in unser Herz geschlossen. Wir sind froh, so viele nette Menschen kennengelernt zu haben. Mit jeder Sekunde sind wir neugierige eingetaucht in all die Schön-heiten, die uns Namibia offenbart hat.
Eine Flasche original namibischer Rotwein liegt noch im Keller. Zur nächsten Reiseplanung werden wir diesen genießen. Namibia wir kommen wieder – und das schon 2014.