Namibia 09/2019, Caprivi Gruppenreise als Selbstfahrer
Die lang ersehnte und schon seit Anfang 2018 geplante Namibia-Tour startete endlich am 12.09.2019. Mit uns gemeinsam reisten 11 weitere Afrika Begeisterte, die mittlerweile sehr gute Freunde geworden sind. Trotz Gruppenreise sollte es eine Selbstfahrertour werden. Das eine mit dem anderen zu verbinden schafft individuelle Freiheit und Unabhängigkeit. Trotzdem kann man auf die Gruppe zurückgreifen, wenn man unterwegs Hilfe braucht. Abends trifft man sich in gemeinsamer Runde, um über das Erlebte zu plaudern. Man kann sich gemeinsam über 2 Reifenpannen, die dummerweise ein und dasselbe Fahrzeug an 2 aufeinanderfolgenden Tagen ereilte, ärgern und etwas später bei einem kühlen „Windhoek Lager“ oder „Gin Tonic“ darüber lachen.
Der Flug mit „Qatar Airways“ mit Umstieg in Doha, war schon arg lang. Aber wir hatten uns bewusst dafür entschieden, weil leider die Non-Stop-Flüge zurzeit sehr unzuverlässig waren. Da standen wir nun an einem Freitag um die Mittagszeit in Windhoek, um unsere gemieteten Allrad-Fahrzeugen zu übernehmen. Wir hatten uns für 4×4 Fahrzeuge entschieden. Was sich später noch als richtige Entscheidung herausstellte. 2 Toyota Hilux und 2 Toyota Fortuner wurden in Augenschein genommen und nach einer kurzen Einweisung ging es auf die linke Straßenseite, ab in Richtung Windhoek. Unser erstes Ziel war das am südlichen Stadtrand gelegene Safari Court Hotel. Alle waren müde vom Flug, so dass sich der Tisch am ersten Abend schnell leerte und einer nach dem anderen in Richtung Zimmer verschwanden.
14. September Ein toller Sonnenaufgang. Es ging in die Region „Waterberg“ zur Frans-Indongo Lodge. Auf die freute ich mich besonders. Hier leben zahlreiche Rosenpapageien und dass nicht immer zur Freude der Inhaber. Aber mir gefallen die geselligen Pärchen, die ziemlich lautstark durch die Anlage fliegen. In kleinen Bungalowhäuschen hatte jeder von uns ein schönes Zimmer bezogen. Die Lodge verfügt über eine tolle Sonnenterrasse, von der aus man zahlreiche Gazellen beim Grasen beobachten konnte. Einige haben sich im Pool abgekühlt und Abkühlen trifft die Wassertemperatur recht gut. Da ich leidenschaftlich fotografiere, bin ich oft schon vor Sonnenaufgang unterwegs gewesen, um schöne Motive bei bestem Licht vor die Linse zu bekommen. Am Nachmittag nahmen wir alle an einer Pirschfahrt zu den Breitmaulnashörnern teil. Die bekommen jeden Tag an eine bestimmte Stelle Heu geschüttet, denn aufgrund einer extremen Trockenheit finden die Tieren zurzeit nicht genug Nahrung. In Namibia hat es sein Februar nicht mehr geregnet. Dort herrscht momentan eine große Dürre, was man überall unschwer zu spüren bekam. Das ist für Mensch und Tier eine schlimme Situation. Diesen Kolossen wurde auch hier, genau wie anderswo, ein Stück des Hornes abgesägt, um die Tiere für die sinnlose Wilderei unattraktiv zu machen.
15. September Unser nächstes Ziel hieß „Etosha“. Auf der Fahrt zum „Von Lindequist Gate“ gab es unterwegs wirklich nur Dürre und der Park glich einer wahren Mondlandschaft – kaum Grün, erschreckend! Bedingt durch den aufgewirbelten Staub der Fahrzeuge war alles mit einer schneeweißen Schicht überzogen.
Wir haben 7 Zimmer im „Fort Namutoni“ bezogen und die beiden Tage genutzt, um auf eigene Faust Pirschfahrten an die umliegenden Wasserlöcher und bis nach „Halali“ zu unternehmen. Denn die einzige Chance auf Tiere waren in der Tat die Wasserlöcher. Viele natürliche waren längst ausgetrocknet. An den künstlichen Wasserstellen spielte sich das Leben, besonders in den Morgen und Nachmittagsstunden, ab. Da konnten wir Impala-, Zebra- und Elefantenherden beobachten. Ein Löwenrudel hatten über Tage seine Beute bewacht, so dass sie immer wieder zum Trinken ihre Deckung verließen und so für uns gut sichtbar waren. Sogar eine Afrikanische Wildkatze konnten wir beim Versuch, Vögel zu fangen, beobachten. Zwei unserer Teams hatten das riesige Glück, eine Gepardenmutter mit 4 Babys sehen zu können, die deren Wege kreuzten. So sind alle Sichtungen oft nur von kurzer Dauer. Man muss zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, was alles nicht planbar und so spannend machte.
17. September Nach einer kurzen letzten Runde an die naheliegenden Wasserlöcher (die Löwen waren immer noch da), ging es auf eine lange Tour nach Norden in Richtung Rundu (457 km). In der „Taranga Safari Lodge“ blieben wir nur eine Nacht. Die Lodge liegt direkt am Kavango. Von jedem Bungalow aus hat man einen traumhaften Blick auf den Fluss. Bei Sonnenuntergang hört man die Flusspferde grunzen. Wer aufmerksam durch die grüne Anlage geht, entdeckt beim genauen Hinsehen zahlreiche Nektarvögel, die den Saft aus den ersten Blüten schlecken. Der Frühling zeigt sich hier und da zaghaft, mit farbenfreudigen Blüten an Bäumen und Sträuchern. In allen Unterkünften an den Flüssen werden Bootstouren angeboten, die eine ganz andere Sicht auf die Tier- und Pflanzenwelt erlauben. Kombiniert mit einem Sundowner ist das ein unvergessliches Erlebnis.
18.-19. September Nach einen späten Frühstück geht es über Rundu immer geradeaus auf den Caprivi-Highway in Richtung Divundu und dann am Kwando River entlang bis zur „Namushasha River Lodge“. Immer wieder kommen wir an kleinen Dörfern vorbei und halten auch ab und zu an, um Kindern ein kleines Mitbringsel zu geben oder Frauen eine der vielen mitgebrachten Sonnenbrillen zu schenken. Da kam immer viel Spaß auf.
Hier gibt es die Möglichkeit, im Mudumu Nationalpark selber zu fahren. Eine Herausforderung, wenn von jetzt auf gleich ein relativ gut befahrbarer Sandweg sich in Tiefsand verwandelt. Da gibt es kein Zurück mehr. Augen zu und durch. Wir hatten ja einen Toyota Hilux 4×4, also Differenzialsperre rein und Gas. Dumm nur, wenn beim Fahrzeug die Automatik die Kontrolle übernimmt. Drehzahl und Drehmoment wurden von einer Geisterhand geregelt. Hauptsache Fuß nicht vom Gas nehmen und in der Spur bleiben. Da hatte man gar keinen Blick auf die plötzlich auftauchenden Giraffen und Rappenantilopen. Alles ging gut. Am Hippo Pool endlich angekommen, gab es ein fantastisches Spektakel. So eine große Elefantenherde hatten wir nie zuvor gesehen. Es kamen ununterbrochen Tiere aus dem Busch, mehr als 100. Zum Trinken aufgereiht in breiter Front haben wir irgendwann aufgehört zu zählen. Es war beeindruckend, wie diszipliniert sie sich der Reihe nach aufstellten, tranken, badeten und wieder gemeinsam den Rückweg in den Busch antraten. Der Nationalpark ist nicht groß, aber trotzdem sehr reizvoll, doch ohne 4×4 nicht zu empfehlen. Hier haben wir sogar beim Durchfahren des Parks auf der C49 mehrfach anhalten müssen, weil Elefanten die Teerstraße querten
Die Abende in der Lodge haben wir auf der Terrasse verbracht und bei einem guten Glas Wein die fantastischen Sonnenuntergänge genossen. Das Essen war ausgezeichnet, abwechslungsreich und die Tische liebevoll dekoriert. jeder hat von seinen Erlebnissen berichtet, die je nach Aktivität sehr unterschiedlich waren.
20.-21. September Von der „Namushasha River Lodge“ bis zur „Zambezi Mubala Lodge“ waren es dieses Mal nur gut 165 km. Das konnten wir ganz relaxt angehen. In Katima Mulilu wurde nochmal nachgetankt und etwas zum Essen und Getränke eingekauft. Wir sind also ganz im Nordosten angekommen. Alle Fahrzeuge blieben am Mubala Camp stehen und wir wurden per Bootstransfer zur Lodge gefahren. Diese wunderschöne moderne Lodge gehört zur Gondwana Collection und liegt direkt am Sambesi, der hier die Grenze zu Sambia bildet. Die Bungalows sind sehr komfortabel eingerichtet und einer Schiffskabine nachempfunden. Das absolute Highlight hier war ein ca. 50×50 m großes Grasfeld unweit der Lodge. Man konnte bequem zu Fuß dahin wandern. Hier finden sich jährlich zum Brüten ca. 3000 Scharlachspinte ein. Diese graben ihre Bruthöhlen ca. 2-3 m schräg in den Sand. Die Paarung hat schon stattgefunden, bevor sie hier eingetroffen sind. Sie streiten, sie buddeln, sie kämpfen in der Luft, kuscheln und der Himmel verfärbt sich rot, wenn sie zu tausenden auffliegen. Da könnte ich stundenlang sitzen und zuschauen. Das dort angesiedelte Projekt wird von einem Professor der Ornithologie betreut und täglich bewacht. Die übrige Zeit verbrachten wir mit Spaziergängen nahe der Lodge und sonst hieß es Abkühlen im Pool und relaxen.
22.-23. September Auch zur nächsten Lodge, der „Nkasa Lupala Tented Lodge“, im Nkasa Rupara Natinalpark, waren es nur 142 km. Hier fließt der Linyanti. Wenn er fließt, denn rund um die auf Stelzen gebauten Zelte war es ebenso arg trocken. Wir unternahmen gemeinsam eine schöne Kombitour in Richtung Grenzregion zu Botswana, teils im Jeep und teils im Boot auf einem der zahlreichen Kanäle, die noch Wasser führten. Interessant, Elefanten beim Überqueren des Flusses zu beobachten. Die ganz Kleinen verschwanden voll und ganz im Wasser, nur die Rüsselspitze schaute heraus. Ein Flusspferd rammte unter Wasser unser Boot, dass es schepperte und schaukelte. Unbeeindruckt davon hielten Gaukler, Schlangen- und Schreiseeadler Ausschau nach geeigneter Beute. Im hohen trockenen Gras ist es schwierig, die Raubkatzen zu sichten. Sie können überall lauern, ohne, dass irgendwer etwas bemerkt. So war es auch bei einem stattlichen Löwenmann. Er hatte sich gut getarnt und nur seiner Neugier war es zu verdanken, dass wir seinen Schlafplatz entdeckten. Sogar einen Afrikanischen Wiedehopf konnte ich eine Weile beim Suchen nach Würmchen unmittelbar an der Lodge beobachten. Rund um die Feuerschale auf der Aussichtsplattform konnte man auch hier am Abend sitzen und den Sonnenuntergang bewundern. Die ganze Zeit war noch kein Wölkchen am Himmel zu sehen, was alle Sonnenauf- und Untergangänge so spektakulär werden ließ.
24.-25. September Heute ging es wieder in Richtung Divundu zurück, um 2 Tage in der „Mahangu Safari Lodge“ zu verbringen. Aber was sind schon 295 km, wenn wir an manchen Tagen das Doppelte zurückgelegt haben. Die Lodge liegt wieder am Kavango, kurz vor der Grenze zu Botswana. In der Lodge spricht man deutsch, was im Norden eher die Seltenheit ist. Das Camp selbst ist schon in die Jahre gekommen und die kleinen Häuschen von unterschiedlicher Größe eher ein wenig abgewohnt. Trotzdem war alles sauber. Jedoch gab es hier dafür eine Überraschung, das alles wieder aufwog. Wer 2 Nächte im Camp weilte, wie wir, für den war ein Breakfast Cruise inklusive. Auf einem großen Boot gab es Frühstück mit allem Drum und Dran. Am gleichen Abend bot man uns ein Sunset Dinner Cruise an. Auch die war voller Überraschung. Als wir plötzlich bei Dämmerung auf einer Flussinsel anlegten und aussteigen konnten, sahen wir im Hintergrund, wie sich Elefanten noch ein Stelldichein gaben. Für uns war ein Lagerfeuer vorbereitet und an Getränken ermangelte es auch nicht. Klasse. Als wir wieder an Bord gingen, war die Sonne längst untergegangen. Ein 4-Gang-Menü rundete den Abend an Bord ab.
Hier konnten wir wieder selbst durch die Nationalparks fahren. Das war zum einen in der Mahango Area auf der gleichen Flussseite wie unsere Lodge und zum anderen in der Buffalo Area auf der gegenüberliegenden Seite des Kavangos möglich. Elefanten, Gazellen, Zebras, Strauße, viele Wasservögel und eine große Herde Rappenantilopen konnten wir beobachten. Einmal meinten ein paar Elefanten ein besonders ausgiebiges Schlammbad nehmen zu müssen, sodass wir fast eine Stunde gezwungen waren zu warten. Sie versperrten uns den einzigen Rückweg. Ein Risiko, die Tiere zu verärgern wollten wir nicht eingehen. Also ausharren und warten, bis sich die Dickhäuter endlich bequemten, den Weg zu räumen.
26. September Heute hieß es Abschied nehmen vom Caprivi und irgendwie kam auch schon bei allen ein wenig Wehmut auf. Noch 2 Nächte, dann ist der Urlaub schon wieder vorbei. 1,5 Jahre Vorfreude und ruck zuck zu Ende. Eine Übernachtung in der „Fiume Lodge & Game Farm“ stand an. Das waren wieder 440 km bis nahe Grootfontein. Eine kleine grüne Oase in mitten vertrocknetem Buschland. Schon erstaunlich. Nette Zimmer, eine rustikale Einrichtung, Wasserlöcher für Vieh und Wild, zahlreiche hübsch blühende Bäume. Da gab es nochmal ein schönes Kudu-Gulasch und wir erfuhren, dass der Eigentümer dieser Lodge der Vater von Jörn, einem der Teilnehmer der Fernsehsendung „Bauer sucht Frau“, ist. In der Lodge habe auch das Fernsehteam genächtigt und gedreht. Na ja, sonst gibt es keine spektakulären Geschichten mehr zu berichten. Ein vorletztes Mal früh um 6 Uhr raus, auf den Sonnenaufgang warten, erleben wie die Natur erwacht und die Vögel ihren morgendlichen Gesang anstimmen.
27. September Nach dem Frühstück starteten wir die letzte lange Tour, wohl die längste mit 542 km. Unser Ziel, die schöne „Auas Safari Lodge“ in den gleichnamigen Auas Bergen nahe Windhoek. Sicher hätte man dort eine Nacht länger bleiben können. Um die Lodge zu erreichen, geht es tüchtig bergauf und ab. Auch dort ist es ein idyllischer Fleck Erde. Hübsche Zimmer. Es gibt vor der Terrasse ein wunderschönes Wasserloch, an das die Gnus, Gazellen, Warzenschweine zum Trinken kommen und auch viele Vögel ihren Durst stillen.
Es war Zeit, die schöne Reise Revue passieren zu lassen und dankbar zu sein, so etwas erleben zu dürfen. Den Blick dafür nicht aus den Augen zu verlieren, wie gut es uns doch in Deutschland geht. Wir hatten zu keiner Zeit das Gefühl der Unsicherheit. Alle kamen uns immer freundlich entgegen und es war auch tiefe Dankbarkeit dem gegenüber zu spüren, was wir an Kleinigkeiten geben konnten. Namibia – ein weites Land mit so vielen Gesichtern und Facetten. Ich kann jedem raten, es selber kennenzulernen. Vielleicht 2021 als Teilnehmer einer von mir organisierten Selbstfahrerreise in den Süden des Landes.
Bis dann viel Spaß beim Bilder ansehen.